Übergewicht bei Haustieren – Wie gefährlich ist es wirklich?

Med. vet. Fulya Şafak

Fettleibigkeit (oder übermäßiges Körperfett), Adipositas genannt, ist ein wachsendes Problem sowohl bei Haustieren als auch bei Menschen. Nach Angaben der Ludwig-Maximilians-Universität München sind 52% der Katzen und Hunde in Deutschland übergewichtig oder fettleibig. Adipositas führt zu einer Verringerung der Lebensqualität bei Tieren und verkürzt die Lebenserwartung (1).

In diesem Artikel lernst du, was Adipositas ist und wie sie sich auf die Gesundheit deines Tieres auswirkt.

Was ist Adipositas?

Adipositas ist die Zunahme der Körperfettmasse. Übergewicht bedeutet bei Hunden, dass das Körpergewicht zwischen 10-20 % über dem Idealgewicht liegt. Fettleibigkeit hingegen bedeutet, dass das Körperfett mehr als 20% über dem idealen Körpergewicht liegt. Da das Körpergewicht je nach Tierart, Geschlecht, Rasse usw. variiert, ist es komplexer, Fettleibigkeit oder Übergewicht zu diagnostizieren als beim Menschen.

 

Was sind die Ursachen für Fettleibigkeit bei Hunden und Katzen?

Erkrankungen

Wie beim Menschen kann auch bei Hunden und Katzen eine Erkrankung zu Fettleibigkeit führen. Neben Stoffwechselerkrankungen wie Hypothyreose oder Hyperadrenokortismus können einige regelmäßig eingenommene Medikamente (z.B. Kortison) zu einer Appetitzügelung und Gewichtszunahme führen.

 

Genetik

Einige Rassen sind anfälliger für Fettleibigkeit bei Hunden und Katzen. Bei Hunden sind dies:

  • Mops
  • Labrador Retriever
  • Golden Retriever
  • Cairn Terrier
  • Cavalier King Charles Spaniel
  • Scottish Terrier
  • Dachshund
  • Cocker Spaniel

 

Bei Katzen sind es Manx und einheimische Kurzhaarrassen.

 

Mops
Der Mops: Diese Rasse ist besonders häufig betroffen

 

Geschlecht

Laut einer an Hunden durchgeführten Studie ist das Risiko von Fettleibigkeit bei weiblichen Hunden höher. Der Grund dafür ist, dass die weiblichen Hunde mehr Fettgewebe haben als die männlichen.

 

Kastration

Vielleicht hast du bei deiner Katze oder deinem Hund nach der Kastration eine Gewichtszunahme beobachtet. Es wird angenommen, dass der Grund in der Abnahme des Stoffwechsels und der Erhöhung der täglichen Nahrungsmenge nach der Kastration liegt.

Auch Studien zeigen, dass Adipositas am häufigsten bei kastrierten Katern auftritt.

 

Alter

Mit zunehmendem Alter nimmt das Gewicht infolge des abnehmenden Grundumsatzes und der abnehmenden Aktivität zu. Bei Hunden ist das Risiko für Fettleibigkeit zwischen 5-11 Jahren im allgemeinen sehr hoch. Bei Katzen erhöht sich das Risiko zwischen 5 und 19 Jahren.

 

Was kann ich unternehmen?

Diät und Ernährung

Die Ernährung ist einer der offensichtlichsten Faktoren, der die Gewichtszunahme direkt beeinflusst. Heutzutage ernähren sich vor allem Hauskatzen und Hunde von dem Futter, das sie finden, nicht von der Jagd. Also fressen sie nur das, was wir ihnen geben. Daher kann die langfristige Fütterung von Katze und Hund mit minderwertigem Futter mit hohem Fettgehalt zu einer Gewichtszunahme führen. Überlege, gesünderes Hundefutter oder Katzenfutter  zu verwenden.

Insbesondere das Füttern mit kleinen Snacks und Lebensmittelresten sind weitere wichtige Punkte, die zu berücksichtigen sind. Sie enthalten oft viel Fett, so dass ein übermäßiger Verzehr dieser Produkte eine Gewichtszunahme auslösen kann.

Bei Katzen verwenden wir in der Regel die Art der Ernährung, die wir „ad libitum“ nennen. Bei der ad libitum Fütterung ist der Futterbehälter nie leer, und unsere Katze kann jederzeit fressen. Diese Art der Fütterung kann Fettleibigkeit bei Katzen verursachen (2).

Darüber hinaus wird angenommen, dass Katzen, die mit Hunden oder anderen Katzen leben, anfällig für Fettleibigkeit sind.

 

Sport und Bewegung

Sportlicher Hund
Treibt häufiger mal Sport mit eurem besten Freund

Dieser Faktor der wichtigste Faktor für gesunde Hunde und Katzen. Regelmäßige körperliche Aktivität steigert die Energieverbrennung und reduziert somit das Risiko zur Fettleibigkeit. Daher sind auch Hunde und Katzen mit eingeschränkter körperlicher Aktivität anfällig für Fettleibigkeit.

Hundespielzeuge können dabei helfen, deinen Vierbeiner spielerisch zu mehr Sport zu motivieren.

 

Faktoren im Hinblick auf den Tierhalter

Nach Ansicht einiger Forscher wird beobachtet, dass die Bewegungsgewohnheiten des Tierhalters, das Einkommen, das Alter und die Bindung an die Katze und den Hund ein Risiko für Fettleibigkeit bei Katzen und Hunden darstellen können.

Die Beziehung zu deinem Haustier kann also einen direkten Einfluss auf dein Haustier haben.

Interessanterweise gilt ebenfalls: Je enger du dich mit deiner Katze verbindest, desto größer ist das Risiko von Fettleibigkeit. Es könnte an der Nahrung liegen, die wir unserem Haustier geben, um mehr Aufmerksamkeit von unseren temperamentvollen Katzen zu bekommen. Obwohl Untersuchungen gezeigt haben, dass die Bindung der Katzenbesitzer an die Katze das Risiko von Fettleibigkeit erhöht, ist dies bei Hunden nicht der Fall.

Die Studie an Hunden zeigt genau das Gegenteil. Je geringer die Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Hund ist, desto geringer ist die Trainingszeit, die Sie mit ihm verbringen, und desto größer ist die Gewichtszunahme (3, 4).

Insbesondere bei Katzen kann eine Fehlinterpretation des Verhaltens von Katzen durch den Tierhalter auch zu einer Gewichtszunahme führen. Nahrung ist ein soziales Verhalten für Mensch und Hund, aber Katzen brauchen beim Essen keine soziale Interaktion. Das “Miau” der Katze im Kontakt mit dem Besitzer kann von den Haustierhaltern falsch interpretiert werden, dass die Katze hungrig ist. Das zu diesem Zeitpunkt gegebene Futter verändert auch das Verhalten der Katze. Ihre Katze weiß, dass sie für jedes „Miau“ oder jeden Kontakt mit Futter belohnt wird, auch wenn sie keinen Hunger hat. Und natürlich dieses Verhalten erhöht es das Risiko der Fettleibigkeit.

 

Adipositas-assoziierte Begleiterkrankungen

Mops mit Atembeschwerden
Besonders bei Möpsen ist Atemnot häufig eine Begleiterkrankung

Es ist bekannt, dass einige Krankheiten (z.B. Diabetes mellitus) mit Fettleibigkeit zusammenhängen können. Adipositas kann nicht nur zum Auftreten der Krankheiten führen, sondern auch zu einer Verschlechterung der klinischen Symptome. Das gilt besonders für die nachfolgenden Krankheiten:

  • Orthopädische Erkrankungen
  • Diabetes
  • Anfälligkeit für Insulinresistenz
  • Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen aufgrund verminderter Atemfunktion
  • Erhöhtes Todesrisiko durch einen Hitzschlag bei Hunden (5)
  • Erkrankungen des Harnsystems
  • Kardiologische Erkrankungen
  • Fortpflanzungsprobleme
  • Tumore (insbesondere Milchdrüsentumore)
  • Nicht allergische dermatologische Probleme
  • Erhöhte Komplikationsrate bei einer Anästhesie

 

Zusammenfassung

Adipositas ist eine der häufigsten Krankheiten der Welt, die vermieden werden kann. Die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen Fettleibigkeit die Schärfung des Bewusstseins für dieses große Problem. Wenn du denkst, dass dein Hund oder deine Katze fettleibig oder übergewichtig ist, freue dich auf unseren nächsten Artikel. In diesem werden wir dir nützliche Informationen über die Diagnose, Behandlung und Prävention von Fettleibigkeit bei Katzen und Hunden geben!

 

Quellen:

1 – Weeth, L. P. (2016). Other risks/possible benefits of obesity. Veterinary Clinics: Small Animal Practice, 46(5), 843-853.)

2 – (Courcier, E. A., O’Higgins, R., Mellor, D. J., & Yam, P. S. (2010). Prevalence and risk factors for feline obesity in a first opinion practice in Glasgow, Scotland. Journal of Feline Medicine and Surgery, 12(10), 746-753.)

3 – (Kienzle, E., Bergler, R., Ziegler, D., & Unshelm, J. (2001). The human-animal relationship and overfeeding in cats. Compendium on Continuing Education for the Practicing Veterinarian, 23(9), 73-7

4 – Kienzle, E., Bergler, R., & Mandernach, A. (1998). A comparison of the feeding behavior and the human–animal relationship in owners of normal and obese dogs. The Journal of nutrition, 128(12), 2779S-2782S.).

5 – Bruchim, Y., Klement, E., Saragusty, J., Finkeilstein, E., Kass, P., & Aroch, I. (2006). Heat stroke in dogs: a retrospective study of 54 cases (1999–2004) and analysis of risk factors for death. Journal of veterinary internal medicine, 20(1), 38-46.)

6 –Photo courtesy of theycantalk.com

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