Nach der Kastration kann ein weiblicher Hund nicht mehr läufig werden und ein Rüde sich nicht mehr fortpflanzen. Zusätzlich kann eine Kastration das Risiko für einige gesundheitliche Probleme und Verhaltensänderungen verringern.
Um die richtige Indikation und den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, empfehlen wir eine Voruntersuchung und ein ausführliches Beratungsgespräch bei deinem Tierarzt.
Kastration oder Sterilisation?
Ja, du hast richtig gehört. Diese zwei Dinge sind nicht dasselbe. Im Folgenden werde ich jedoch beides erklären, damit der Unterschied erkennbar wird.
Bei der Kastration wird das Tier unfruchtbar gemacht und produziert keine Hormone mehr und das für immer. Dies geschieht durch die chirurgische Entfernung der Hoden bei männlichen Tieren und der Eierstöcke bei weiblichen Tieren.
Sterilisierte Hunde hingegen können sich nicht mehr fortpflanzen, stellen aber die Hormonproduktion nicht ein, denn Hoden und Eierstöcke bleiben erhalten und produzieren weiterhin aktiv Hormone. Im Zuge der Sterilisation wird beim Rüden der Samenstrang und bei der Hündin die Eileiter ligiert. Es wird also nur der Transport von Spermien und Eiern verhindert.
Vorteile der Kastration bei Rüden
Alle Verhaltensweisen, die durch männliche Hormone verstärkt werden, können durch eine Kastration verbessert werden, wie z. B.:
- Weglaufen und daraus entstehende Unfallgefahr im öffentlichen Straßenverkehr,
- Aufregung und Lautäußerungen im Zusammenhang mit der Suche nach Weibchen,
- Aufreiten von Personen oder Gegenständen,
- Markieren des Territoriums,
- Aggressivität gegenüber anderen Hunden.
Eine Kastration kann jedoch nicht alle Verhaltensprobleme wie Weglaufen oder Aggressivität lösen, wenn diese Reaktionen die Folge anderer Störungen sind, wie z. B. mangelnde Sozialisierung oder Hyperaktivität.
Krankheiten, die eine Kastration bei Rüden erfordern:
- Kryptorchismus (zurückgebliebener Hoden)
Sind bei jungen Rüden (>6 Monate) ein oder zwei Hoden nicht in den Hodensack hinabgestiegen, so wird das als Kryptorchismus bezeichnet. Die Hoden befinden sich dann meist im Bauchraum und haben ein erhöhtes Risiko einer Tumorbildung. Mit kryptorchiden Hunden sollte niemals gezüchtet werden, da es sich um einen Gendefekt handelt.
- Hodenerkrankungen
Hodenentzündung (Orchitis), Stieldrehung (Torsion) oder abnorme Hormonausschüttung mit Haarausfall, Verweiblichung des Rüden sind auch Indikationen für eine Kastration.
- Prostataerkrankungen
Die gutartige Prostatahyperplasie des Hundes ist eine Erkrankung, die im Alter von 5 Jahren beginnt und durch eine fortschreitende und deutliche Vergrößerung der Prostata gekennzeichnet ist. Dieser Zustand kann zu Schwierigkeiten beim Stuhlgang führen, Inkontinenz und Blut im Urin verursachen oder ernstere Folgen wie Prostataentzündung, Abszess oder sogar einen Dammriss haben. Da diese Krankheit hormonabhängig ist, kann sie durch eine Kastration verhindert werden.
- Tumorerkrankungen
Hodentumore, Analdrüsentumore und perianale Adenome (gutartiger Tumor um den Anus) werden ebenfalls von der Testosteronausschüttung beeinflusst. Eine Kastration ist also eine Indikation für diese Prozesse.
Vorteile der Kastration bei Hündinnen:
- Stoppt die Läufigkeitsphase, den Ausfluss und das damit einhergehende veränderte Verhalten,
- Begrenzt das Umherstreifen während der Läufigkeit,
- Verhindert Scheinschwangerschaften und Verhaltensänderungen,
- Hündinnen, die vor der Geschlechtsreife kastriert werden, entwickeln mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Brustdrüsenkrebs,
- Verhindert Gebärmutter- und Eierstockkrebs sowie Entzündungen des Genitaltrakts (bspw.: Pyometra).
Krankheiten, die eine Kastration bei weiblichen Hunden erfordern:
- Tumore der Geschlechtsorgane
- Schwere Entzündungen der Gebärmutter (z.B. Pyometra)
Bei einer Pyometra füllt sich die Gebärmutter mit Eiter, was unbehandelt zum Tode der betroffenen Tiere führt. Eine schnellstmögliche Kastration ist deshalb naheliegend.
Nachteile der Kastration bei Hunden:
- Gewichtszunahme
Die Kastration kann eine Gewichtszunahme begünstigen, da oftmals der Appetit deines Hundes steigt während sich der Stoffwechsel verringert.
- Kreuzbandverletzungen oder -risse treten mit hoher Prävalenz bei kastrierten Hunden auf (1).
- Harninkontinenz,
- Fellveränderungen,
- Verhaltensbedingte Angst, Unruhe und Frustrationen können sich nach der Kastration verschlimmern (insbesondere bei Rüden aufgrund des Testosterons).
- Eine frühe Kastration (<6 Monate) kann auch das Auftreten von Gelenkerkrankungen erhöhen (2).
Um die richtige Indikation und den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, empfehlen wir eine Voruntersuchung und ein ausführliches Beratungsgespräch bei deinem Tierarzt.
Quellen:
1) EFFECTS OF SPAYING AND NEUTERING ON THE PREVALENCE OF ACL INJURY IN DOGS Slauterbeck, JR; Pankratz, KG; Xu, KT; Bozeman, SC; Hardy, DM Texas Tech Medical Center, TX
2) Long-Term Health Effects of Neutering Dogs: Comparison of Labrador Retrievers with Golden Retrievers
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